Ereignisgeschichte: Wachbataillon Großdeutschland

Als « Regiment Großdeutschland« zogen die Soldaten 1939 in den Kriegseinsatz. Die wenigen Zurückgebliebenen in der Kaserne wurden bis 1943 zu einer neuen Einheit, dem »Wachbataillon Großdeutschland«, aufgestockt und sollten als Verfügungstruppe nach Luftangriffen zu Aufräum- und Bergungsaufgaben und zur Überwachung der vielen ausländischen Zwangsarbeiter in Berliner Rüstungsbetrieben bereit stehen. Das war immerhin eine Menschengruppe von ca. 100.0000 Personen.
Das letzte Kapitel der fast 100-jährigen Geschichte des größten Militärkomplexes innerhalb Berlins wurde im Juli 1944 geschrieben.
War es 1919 während der Märzunruhen und den revolutionären Nachwirkungen dem Kommandeur des hier stationierten Freiwilligen-Regiments-Reinhard nicht gelungen, die Geschichte aufzuhalten, so hat der 1944 eingesetzte neue Kommandeur des Wachbataillons deutsche Geschichte in verhängnisvoller, tragischer Weise beeinflusst. Major Otto Ernst Remer, ein fanatischer Nationalsozialist und bis in sein hohes Alter lange nach dem Krieg unbelehrbarer Hitler-Gläubiger, war maßgelbich an der Niederschlagung des militärischen Widerstandes gegen Hitler am 20. Juli 1944 beteiligt. Nach einem von Goebbels vermittelten Telefonat mit Hitler, der in der Wolfsschanze das Attentat auf ihn überlebt hatte, führte er seine Truppe zum Oberkommando der Wehrmacht (OKW) im Bendlerblock, ließ das Gebäude und die Kommandostellen im Regierungsviertel zernieren und noch in den Abendstunden die Offiziersgruppe um Oberst Graf von Stauffenberg im Hof standrechtlich erschießen.
Remer hat sich über die militärische Befehlskette hinweggesetzt, die befohlene Verhaftung von Goebbels und das Einrücken von Truppenteilen der Widerständler von außerhalb nach Berlin durch Stillhaltebefehle verhindert. Eine Chance zum früheren Kriegsende war vertan. Die Widerstandsgruppe wollte nach dem Attentat auf Hitler mit Hilfe des Ersatzheeres, dessen Chef des Stabes Oberst von Stauffenberg war, die vollziehende Gewalt in Deutschland übernehmen und die organisatorischen Stützen der NS-Herrschaft beseitigen. Das Scheitern verlängerte den Krieg um neun Monate, verursachte noch unendliches Leid und geschätzte weitere eine Million Opfer.

Der Vorschlag für die Gedenktafel stammt von BürSte – Bürger für den Stephankiez und dem Verein für eine billige Prachstraße – Lehrter Straße e.V.
Text: Joachim Schulz

Unselige Erinnerung an einen Unbelehrbaren >>