Der Sturz der Monarchie am 9. November 1918 mit der Abdankung des Kaisers hatte in Berlin ein Machtvakuum zur Folge, das von der gebildeten Regierungskoalition aus zwei zerstrittenen Sozialisten-Fraktionen, dem sog. »Rat der Volksbeauftragten« nicht ausgefüllt werden konnte. Die revolutionäre Situation in Berlin wurde zusätzlich instabil durch die Anwesenheit verschiedener Militärverbände in der Stadt: paramilitärische Wehrverbände, Einheiten des Ersatzheeres, Freiwilligen-Formationen, Soldatenräte und Volksmarinedivision mit unterschiedlichen Interessenpositionen.
Die für Dezember 1918 angekündigte Rückkehr der Gardetruppen von der Westfront führte zu großer Beunruhigung in der Stadt. Die Oberste Heeresleitung (OHL) erhoffte sich von den als monarchistisch eingeschätzten Gardetruppen eine Konsolidierung der Machtverhältnisse im Sinne konservativer Lenkung und Beseitigung der revolutionären Bestrebungen. Am 14. Dezember traf das 4. Garderegiment in Berlin ein. Sein Kommandeur seit 3 Jahren war Oberst Wilhelm Reinhard, ein monarchistisch gesinnter Offizier, entschlossen, sich auch nach Kriegsende für eine Wiederherstellung der alten Ordnung einzusetzen. Gegen die ihm entgegengeschickte Warnung des Soldatenrats des Ersatzbataillons marschierte sein Regiment zur Rathenower Straße, vertrieb die Besatzung und nahm Besitz durch Postenstellung. Mit diesem entschlossenen Vorgehen empfahl er sich dem preußischen Kriegsminister, der ihn am 24. Dezember mit der Wahrnehmung der Aufgaben des Stadtkommandanten betraute. Mit dieser Rückendeckung entschloss sich Reinhard, nach der Entlassung der letzten Jahrgänge des Stammregiments, ein Freiwilligen-Regiment-Reinhard aus Unteroffizierskadern als Stamm zu bilden. Schon Anfang Januar 1919 bestand das neue Regiment aus 2 Bataillonen zu je 300 Mann, die in die Rathenower Straße einzogen, sich gleich darauf bewährten, indem sie einen Angriff von Aufständischen auf die Kasernen mit der Einstellung abwehrten: Schießen und nicht lange verhandeln.
Zwei Wochen später war durch Werbung die Stärke des Regiments auf 3700 Offiziere und Mannschaften angewachsen. Im Februar und März 1919 fanden im Zeitungs- und Regierungsviertel erbitterte Kämpfe statt. Nachdem Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) das Standrecht in Berlin verkündet hatte, beteiligte sich die Reinhard-Truppe an willkürlichen Erschießungen von Matrosen der Volksmarinedivision, revolutionären Arbeitern und Soldatenräten. Trotz der Rückendeckung durch »Bluthund Noske« verstärkte sich in der Regierung der Widerstand gegen die Verwendung reaktionärer Offiziere im Dienste der Republik und am 12. Dezember 1919 wurde Oberst Reinhard entlassen, der Verbund aufgelöst. Der »Retter von Berlin«, wie ihn deutschnationale Drahtzieher nannten, blieb bis in die Nazizeit ein unbelehrbarer Reaktionär. Vom gleichen Schlag war einer seiner späteren Nachfolger am gleichen Standort, Major Remer.
Nach 1919 wurde das Wachregiment, das einige Reichstagspolitiker als Gefahr für die Republik erkannten, mehrmals umorganisiert und umbenannt.
Die Gestaltung des Wachdienstes hatte sich stark verändert, Wachgebäude gab es nicht mehr. Zur Neuen Wache, der ehem. Königswache Schinkels, 1931 von Heinrich Tessenow als Ehrenmal umgestaltet, führte dreimal die Woche der große Wachaufzug mit Musikkapelle die Rathenower Straße entlang zur Straße Alt-Moabit, über die Moltke-Brücke, um den Reichstag herum durchs Brandenbuger Tor – Unter den Linden bis zur Neuen Wache. Dort wurde ein Kommando von 6 Soldaten abgelöst und mit preußischem Stechschritt paradiert. Die Ehrenwache blieb vor Ort bis zur nächsten Ablösung. Quartier war eine Wachstube gegenüber in der Kommandantur.
Bild 6: Wachregiment
Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 erweiterten sich die Wachdienste auf das Palais des Reichspräsidenten, das Reichskriegsgericht, das Reichswehrministerium und den Oberbefehlshaber des Heeres. Im Verlauf der nächsten Jahre wurde die Einheit noch mehrmals umbenannt und vor dem 2. Weltkrieg die Mannschaftsstärke erhöht.