Ulanenkaserne (Invalidenstraße/Seydlitzstraße)

Der erste Kasernenkomplex wurde 1848 nach Plänen des Architkekten F.A. Stüler für das 2. Garde-Ulanen-Regiment fertiggestellt (Dort entstand erst Ende der 70er Jahre die Heinrich-Zille-Siedlung). Das Mannschaftsgebäude zur Invalidenstraße war im »Burgenstil« aus gelben Backsteinen gebaut (Länge 164 m) mitStuben für 4 Escadrone (Escadron = Reitereinheit mit ca. 150 Mann). Dahinter lagen 4 Flügel mit Pferdeställen für 676 Pferde, (Gesamtlänge: 628 m). sowie Reitbahn, Schmiede, Waffenmeisterei, Kohlenschuppen, Lagerräume, Wagenremisen, Krankenstall für Pferde und mehrere Toiletengebäude (damals sog. Latrinen) getrennt für Offiziere und Mannschaften.
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Bild 2    Ulanen-Kaserne (Stich)

Ereignisgeschichte 1918/19 und 1943:
Das Regiment nahm an drei Kriegen (1866, 1870/71, 1914) teil und wurde Ende 1918 nach dem Waffenstillstand aufgelöst. Konservative und »königstreue« Teile des Regiments kehrten als »Freiwilligen-Escadron des 2. Garde-Ulanen-Regiments« im Verbund der Garde-Kavallerie-Schützen—Division in die Kasernen zurück und beteiligten sich an der Liquidierung aufständischer Arbeiter- und Soldatenräte im März 1919. Bereits am 15. Januar 1919 waren Angehörige der Truppe an der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts im Großen Tiergarten beteiligt (Kommando Hauptmann Pabst).
Das Kasernengelände an der Invalidenstraße blieb zwischen den Kriegen der Reichswehr erhalten und erfuhr unterschiedliche Nutzung als Büros für Reichsbehörden, Wohnungen für ausgeschiedene Unteroffiziere etc.; auf der Reitbahn veranstaltete die Reichswehr Reit- und Sprintgurniere.
Erschütternde Berichte von Augenzeugen existieren aus dem Jahr 1943. Mit der »Fabrikaktion« Ende Februar wurden jüdische Mitbürger, die in rüstungswichtigen Betrieben in Moabit und Reinickendorf arbeiteten, von der SS am Arbeitsplatz weggeholt und in den ehemaligen Pferdeställen der Ulanenkaserne gesammelt. Ohne Verpflegung, unter unsäglichen hygienischen Zuständen – es wurden Abtrittgruben im Hof ausgehoben – wurden 2000 Menschen mehrere Tage bewacht, fotographiert und mussten am 3. März auf dem Moabiter Güterbahnhof dann die Züge nach Auschwitz besteigen.